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Im Ausbildungsberuf Karosserie- und Fahrzeugbau besteht die Möglichkeit, eine
Vielzahl von Handfertigkeiten zu erlernen. Schwerpunkt ist die Bearbeitung von
Metallen wie Stahl, Edelstahl, Aluminium, Messing und gelegentlich Kupfer. Weitere
Werkstoffe, wie Holz, Kunststoff, Gummi, Glas, Textil und Leder sind je nach
Geschäftsbereich des Betriebes auch üblich.
In der Vielseitigkeit des Berufes liegt die Startmöglichkeit für eine umfassende
Ausbildung mit Zukunftschancen. Bei einigen Betrieben läßt sich das Aufgabenfeld in
der Vielseitigkeit kaum eingrenzen. Flexibilität ist gefragt. Schnell kommt man mit den
Nachbargewerken “Lackierer, Schreiner, Sattler, Mechaniker, Formenbauer, Modell-
bauer, Installateur” in Kontakt, wenn sowohl PKWs, Busse und LKWs gebaut werden.
Hier ein kleiner Ausschnitt von Fahrzeugen, die in meiner Lehrzeit im Karosseriewerk
Rappold in Wülfrath gebaut wurden. Im Karosseriewerk Rappold wurden die Lehrlinge
vom ersten Tag an, zur Mitarbeit an Kundenfahrzeuge herangeführt.
Betreuungsintensive Übungsstücke wurden in ein oder zweiwöchigen Lehrgängen in
der “Überbetrieblichen Ausbildungsstätte” der Karosserie- und Fahrzeugbauer in
Düsseldorf nach Zeichnung gefertigt.
Wer an simplen Übungsstücken sein Geschick gezeigt hatte, gehörte schnell zum
Rappold-Team. Ein erfahrener Geselle leitet an, als Lehrling wird “nachgeturnt”.
Teilweise bildeten sich Lehrlinge gegenseitig aus. Wer kurz vor der Gesellenprüfung
stand, hatte mitunter Praktikanten oder Lehrlinge aus nachfolgenden Jahren
anzuleiten.
Nach etwa 1,5 Jahren Ausbildungszeit trafen
sich die Lehrlinge aus der Region Remscheid,
Wuppertal, Wülfrath und Düsseldorf in der
Ausbildungswerkstatt der Karosserie- und
Fahrzeugbauer in der Berufschule auf´m
Tetelberg in Düsseldorf. Mit etwa 20 Lehrlingen
wurden klassische Übungen am Blech
durchgeführt. Nach fünf Übungstagen müßte
ein Kotflügel gemäß Zeichnung zur
Zwischenprüfung angefertigt werden. Biegen,
Treiben, Stauchen, Abkanten und Autogen-
schweißen gehörten zu den geforderten
Fertigkeiten am Prüfungsstück.
Natürlich halfen sich die Lehrlinge gegenseitig
beim Anheften von Zarge an Radlauf. Der
Ausbildungsleiter der Innung achtete darauf,
daß jeder sein Werkstück selbst verschweißt
hat. Ein von Hand gefertigtes Blechteil autogen
ohne Zusatzwerkstoff zu verschweißen,
verlangt Übung und Geschick. Je sauberer
die Blechteile zueinander paßten, desto
feiner sieht auch die Schweißnaht aus.
Natürlich feuerten sich die konkurrierenden
Lehrlinge gegenseitig an. Die Stimmung in
der Innungs-Werkstatt stieg besonders dann
an, wenn Prüfungskandidaten von den
renommierten Karosseriebetrieben wie
Kuhlen Remscheid, Mercedes-Benz
Wuppertal, Hebmüller & Hirsch Wuppertal
oder Rappold Wülfrath die Schweißbrille
aufhatten und ihre Nähte ohne Zusatzdraht
unter der Acytelen-Flamme zogen.
Archiv-Fotos von Karosseriewerk-Rappold
mit freundlicher Genehmigung
von Dipl.-Ing. I. Rappold 2012
Berichtshefte Karosseriebau
1. Lehrjahr 1980/81
2. & 3. Lehrjahr 1981/82/83